6. Juni 2024
Sven Sprenger ist der neue Verbandsarzt des Aargauer Turnverbands. Er hat den Jahrgang 1973, stammt ursprünglich aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen und kam durch sein Wahlstudienjahr im Bezirksspital Dornach in die Schweiz. Neben der rein medizinischen Versorgung bei Überlastungsverletzungen, grösseren und kleineren akuten Verletzung wird er unter anderem bei den Athletinnen und Athleten im Leistungsbereich für die sogenannten «Sportmedizinischen Versorgungen» nach den Vorgaben von Swiss Olympic zuständig sein.
Was können unsere Athletinnen und Athleten von unserem neuen Verbandsarzt erwarten und wo sieht er die medizinische Betreuung beim Aargauer Turnverband in 10 Jahren? Wir haben nachgefragt:
Sven, welchen Rucksack bringst Du mit und welchen Bezug zum Turnsport hast Du?
Seit Oktober 2019 arbeite ich als Sportmediziner im Kinderspital Aarau. Neben der Tätigkeit bin ich Allgemeinpädiater in der Kinderarztpraxis am Bahnhof Aarau. Ich betreue und untersuche junge Sportlerinnen und Sportler aus diversen Disziplinen wie Fussball, Handball, Basketball, Leichtathletik, Sportklettern, BMX und eben Turnsport. Dazu gehören Sportlerinnen und Sportler aus allen Leistungsniveaus und Kaderstufen. In dem Zusammenhang bin ich auch Verbandsarzt des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) und begleite die U15-Auswahl des SFV. Ich bin ausserdem Ansprechpartner der Juniorenabteilung des FC Aarau.
Was fasziniert Dich am Kunstturnen und an der Zusammenarbeit mit dem Aargauer Turnverband?
Mich treibt an, dass die von mir betretreuten Athletinnen und Athleten, auf welchem Leistungsniveau sie sich auch immer befinden, ihrem Sport nachgehen können mit dem Fokus auf das «well being». Besonders in den Bereichen des Leistungssports sollen die Sportlerinnen und Sportler nach Beendigung der Karriere auf eine insgesamt gute Zeit zurückblicken und positiv nach vorne blicken können. Nach meinen ersten Kontakten mit dem ATV wirkt das Team auf mich hochmotiviert mit vielen Ideen und Visionen im Gepäck, die Zukunft der medizinischen Versorgung zu verbessern und neu zu gestalten. Sehr beeindruckt war ich vor Ort in Lenzburg von den Trainingsmöglichkeiten, nicht nur an den Geräten direkt, sondern mit der Möglichkeit der Nutzung eines «Gym-Bereichs» und der Physiotherapie durch med&motion. Mit letzterer durfte ich mit dem Team des Standorts in Aarau schon länger erfolgreich zusammenarbeiten.
Was können die Athletinnen/Athleten von Dir erwarten?
Mit Erwartungen sind auch immer Hoffnungen verbunden. Ich hoffe, dass ich eine schnelle, zielorientierte Diagnosestellung anbieten kann. Dabei strebe ich an, als Allgemeinpädiater auch den Blick über das grosse Ganze, z.B. das Umfeld, Belastungen in der Schule, Schlafqualität und -quantität sowie Ernährung schweifen zu lassen. Weiter strebe ich eine gute Kommunikation zwischen den Athletinnen und Athleten wie auch den Eltern und schliesslich mit den entsprechenden Therapiestellen und Verantwortlichen wie den Physiotherapeutinnen und -therapeuten an. Es geht nur zusammen und im Team.
Wo siehst Du die medizinische Betreuung des Aargauer Turnverbands in 10 Jahren?
Ich würde mir wünschen, wenn auch im Kunstturnen in Zukunft mehr Verletzungspräventionsmassnahmen etabliert werden. Das Oslo Trauma Sports and Research Center hat einen grossen Effort in die Entwicklung einer App «Get Set» gesteckt mit Präventionsübungen für diverse Sportarten, u.a. auch für das Kunstturnen. Ein grosses Anliegen wäre die Implementierung und Nutzung von Modellen, welche Risikobeurteilungen in den unterschiedlichen Wachstumsphasen der Athletinnen und Athleten ermöglichen, um die Belastungen im Training und auch individuell besser steuern zu können. Eine weitere Vision ist die Nutzung von virtuellen Trainingsformen, um vor allem um die Frequenz der Sprung- und Landebelastungen zu minimieren. Ein Team aus regelmässig verfügbaren Ansprechpersonen für psychologische, motivatorische und ernährungsbedingte Fragestellungen würde das Ganze optimal abrunden.
Wir freuen uns auf eine erfolgreiche und zukunftsgerichtete Zusammenarbeit mit unserem neuen Verbandsarzt Sven Sprenger.
Interview: Michèle Gächter / Bild: zvg
